Liebe Freunde der Bierkultur, wir haben zu berichten aus fernen Ländern,
unser Bierkulturbeauftragter Kristof wurde von uns entsandt um im Libanon einer Bierbrauerei namens Colonel Bier zu brauen.
Habibi Jamil der Gründer& Besitzer von Colonel Bier saß eines Abends mit seinem guten Freund & Eidgenossen Chasper zusammen um ein Craft Bier & Street Food Festival in Batrun, Libanon zu besprechen.
Ihnen kam die glorreiche Idee ihr Biersortiment mit einem Schweizer Bier aufzustocken, so kam bei uns die Anfrage an unseren Braumeister an,mit dem Klassischen Amboss „Amber“ Rezept in den Libanon zu reisen, um es dort zu Brauen.
Dies ist das Logbuch eines Bierkulturbeauftragten:
Zürich
„Bedeckter Himmel, Herbststimmung. In Latzhose, frischer Hefe von der Turbine und einer feinen Hopfenselektion im Rucksack mache ich mich auf den Weg zum Züricher Flughafen, meine erste Reise in den nahen Osten. Zürich zeigt sich nach einem heißen Sommer von einer düsteren Seite, grauer Himmel, es nieselt: Auf und davon!
Griechenland,
Mein zwölfstündiger Aufenthalt in Athen ließ mir die Zeit einmal durch die Altstadt zu schlendern, und mir ein Kühles Bier bei zu gönnen. Eine lebendige Craftbierszene mit doch 12 Lokalen Bieren auf dem Sortiment. Nach einem Ausgiebigen Test stand mein Favorit fest: Royal Ionian PILSENER
Ankunft in Beirut
Nach dem sehr erfrischenden Aufenthalt in Athen landete ich spätnachts in Beirut und wurde prompt von Phaeno nach Batroun eskortiert wo schon der Colonel Jamil wartete. Nach einem gemeinsamen Bier ging es erst einmal in die Falle, es dämmerte bereits!
Batrun
Um 8 Uhr weckte mich die Hitze, ich schaute aus dem Fenster und traute meinen Augen kaum, alles bewölkt und düster! Mich verfolgt wohl das Wetter, aber Moment, warum ist es dann so kühl? Mein Gastgeber Jamil meint nur, „Mach dir keinen Kopf, das ist nur ein Sandsturm, gibt es hier etwa alle 5-10 Jahre einmal!"
Nach einem ausgiebigen Libanesischen Frühstück ging es ersteinmal auf Betriebstour.
Colonel Bier ist eine von Libanons ersten Kleinbrauerei die hochwertige Craftbiere herstellt. Vor ca. einem Jahr geöffnet, hat sich Colonel schnell zu einem beliebten Treffpunkt für jung und Alt entwickelt.
Eine kleine Brewbar mit angeschlossenem BBQ & Sushi-stand und den netten trinkfesten Libanesen rundeten die Erfahrung ab.
Ich wurde am Ende des Tages, ganz in meinem einverständnis, mit Schnorchel-Ausrüstung und Bier am Meer „geparkt".
Die Brauerei
Heute ging es an die Vorbereitung für unsere gemeinsame Charge Bier. Das Brauteam bestehend aus Estephan kurz „Phäno", Mohammad dem Vorarbeiter und 2 Angestellten in der Abfüllung & Reinigung. Die Arbeiter sind Syrier die noch vor kurzem eine Hühnchen Fabrik in Syrien geleitet haben, daher hatten Sie Hygienestandarts schon in Petto und erwiesen sich als fleißige gute Angestellte...
Das ganze Gebäude ist aus alten recycelten Seepaletten und recycelten Plastiktütenplatten gebaut, die Wasserfilteranlage Topmodern.
Nach der gemeinsamen Beratung des Rezepts und der Anlage wurde der Brautermin auf den nächsten Tag verlegt, genug Zeit abends zu Pierre zu fahren und gemütlich noch den einen oder anderen zu trinken.
Phäno, Mohammad und ich machten uns nach ausreichend Café und einem waschechten libanesischen Frühstück ans brauen, es wurde die Schüttung vorbereitet ( Mohammad ), alles vorher geputzt ( Mohammad ), Eingemaischt ( Mohammad )
Dann zersprang ein Glaskolben beim Umpumpen der fachgerecht von Mohammad und seinen Kollegen ersetzt wurde, nun wurde die Würze gekocht und der Hopfen gegeben ( Mohammad ). Nach der Kühlung kam das Amber in den Gärtank und unsere Frischhefe kam in den Einsatz, ebenfalls Mohammad erledigte diesen Job.
Heute ging es einkaufen mit Phäno, anschließend zur Festung Msaylha. Die rätselhaften Burg im Norden von Batrun, auf dem Rückweg eine Tour durch die Stadt mit frischer Limonade in den Händen rundete das ganze ab.
Abends wurde reichlich gelacht und getrunken, langsam gefällt es mir hier richtig gut.
Gestern habe ich in der Stadt recht viele Hibiskusblüten gesehen, so lag ich Phäno auf den Ohren doch ein Hibiskus Bier zu brauen. Also das Heimbrauequipment von Jamil geholt und auf in die Stadt Hibiskusblüten sammeln. Nachdem alles zusammen in der Brauerei war, gab es ein deftiges Mittagessen bei Pierres bei dem unter anderem 3 (!) Flaschen Arak geleert wurden nur um daraufhin mit den amerikanern Rusty und Abraham in die Berge zum klettern zu fahren. Wunderschöne Berglandschaften, kleine mediterrane Dörfer und unzählige Höhlen im Fels machte die Kletterei zu einem Erlebnis, uralte Oliven- und Zitronenbäume säumten die Hänge und durch den Sandsturm brannte die Sonne nicht so Intensiv. Traumhaft.
Unter dem Personal hat sich herumgesprochen, dass ich nicht der Bruder vom Jamil bin. Es wurden klare äußerungen von den Servierdüsen laut: „Mousse au Chocolat! Du bist doch aus der Schweiz oder?" Also die Hibiskus - Testreihe gestartet, um einen ungefähren Vergleichswert zu haben, Mohammad beauftragt das Bier fertig zu brauen und ab in die Küche Mousse machen. Das war wohl nicht die beste Entscheidung, ich hechtete von Küche zur Brauerei um beides unter einen Hut zu bekommen und schlussendlich verbrannte uns unser Gebräu in diesem beheizten Plastikeimer, na toll... Geschmacklich immer noch wunderbar wurde der Sud noch in einen kleinen Gärtank gefüllt um mit ein bisschen Lagerhefe zu etwas tollem zu Gären. Morgen bist du dran, Hibiskusbier! Nebenbei froren wir mal schnell 40 Liter Bier ein um eine kleine Eiswasser Extraktion zu testen. Ich hatte die Reduktion bei minus 20 Grad leider unterschätzt und aus den 40 Litern gefrorenen Bier wurden „nur" 1, 5 Liter Extrakt, welches in einer 2ten Flaschengärung wieder an Kohlensäure gewinnen sollte. Im Geschmackstest zeigten sich unsere Libanesen alle sehr überrascht und waren hellauf begeistert von dem 15% + Eisbier. Ebenfalls mein Mousse au Chocolat war ein voller Erfolg, ein kleiner Streit um die Resteschale entfachte schnell.
So heute lief alles rund mit dem Hibiskus-Bier und ist nun in der Gärung, in der Küche wurde ich grad richtig warm und buck Treberbrot mit frischen Obatzda ( bayrische Käsezubereitung).Heute Back ich, morgen Brau ich und übermorgen hol ich der Königin ihr Kind ! Ein Supertägli war das, abends bereitete ich an der düsteren Aquariumsruine einen Hintergrund für ein Bild vor das ich noch malen werde.
Mein eigentlicher Abflugtermin lag schon zurück, hier gefällt's mir! Ich konnte spontan Umbuchen und habe ein paar Tage verlängert um noch das „Wickerparkfestival" mitzuerleben. Auf dem Brauereigelände entstand ein kleiner Campingplatz mit einer menge junger Leute beim Gitarre spielen und trinken, eine riesige Bühne wurde vor die Brauerei gestellt und ein paar Musikstudenten spielten sehr ruhige Singer/Songwriter Musik.
Auf einem kleinem Gelände neben der Brauerei entstand in den letzten Tagen eine Festivalwiese mit Offenbierausschank und kleinen Kunst & Streetfoodständen. Ebenfalls war eine Organisation die Recycling vor Ort betrieb und jede Menge Streetartists, bei den Livekonzerten auf der Bühne schwebte ein großer Quadrocopter über unseren Köpfen. Um ca. 2 Uhr war die Geschichte schon wieder zu Ende und das Festival war wohl ein Erfolg...
Heute Nacht geht der Flieger nach Zürich. Abends um 11 ging es mit Phäno und Jake nach Beirut in Ausgang. Nebensache dass Jake sicherheitshalber seine Handfeuerwaffe mitnahm, in Beirut die Müllhaufen sich türmen und zum Teil brennen. Dont think about it, lets Drink ist hier wohl die Devise. Nach einer ziemlich wilden Bartour und einigen für Europäer eher unverständlichen Autofahrten durch Beirut wurde ich nach einem Mitternachtsimbiss (bei dem ich mir, wie es sich später herausstellte, eine Lebensmittelvergiftung zuzog) um kurz nach 3 am Flughafen abgesetzt. Gänzlich Nüchtern bahnte ich mir meinen Weg durch die von fast ausschließlich verschleierten Frauen gefüllten Hallen. Im Gepäck eine Flasche Arak aus den Bergen, Colonel Biergläser und Flaschen. Trotz englischsprachiger Beschriftung fand ich meinen Check-In nicht, ich wurde langsam nervös da schon etwas Zeit verstrichen ist. Ich fragte mich durch und wurde überall im Kreis geschickt nach dem Motto" nicht mein Problem". Letztlich „schüttete" ich mein Herz bei einem Angestellten einer anderen Flugline aus und hinterfragte stark die Abläufe in diesem vorbildlichen Flughafen, woraufhin dieser nette Angestellte nur meinte: „Sir, dont make me a Problem, here is your Boarding pass!" Zu diesem Zeitpunkt war es 4.25 AM, mein Flug startete um 4:30, also ohne meine Gepäck aufgegeben zu haben in Flipflop-Endspurt durch die Halle zum Gate, dort durch die Sicherheitskontrolle und ab in den Flieger samt meinem gesamten Gepäck... Aiaiai, nach einem erholsamen „Power – Napping" wachte ich bereits gelandet in Athen auf und suchte nach meinen Check-In um mein Gepäck ordentlich für den Flug in die Schweiz aufzugeben. 1,5 Stunden in der Schlange warten und eine Streiterei um mein Gepäck folge. Ich zahlte Schlussendlich 40 Euro für mein Gepäck und durfte ebenfalls in letzter Minute zum Flugzeug hasten.
Schlussendlich ist unser Autor Gesund & Munter in Zürich gelandet...